Erste Gedanken und Eindrücke aus Utrecht.
Auf die Gefahr, dass es etwas oberflächlich und persönlich zugeht, lasse ich in meiner Souterrain Unterkunft im romantischen, lebendigen und entspannt urbanen Utrecht meinen Gedanken freien Lauf. Schön dass ich das an dieser Stelle einfach darf ☺️
Wer mich schon länger kennt, kann sich vielleicht noch an die Zeit zwischen 2008 und 2014 erinnern. Wir schraubten im Medienbunker Marxloh alle 2 Monate auf einer wilden Live-Elektronik Session mit mindestens 2 synchronisierten Macbooks mit Ableton (damals noch via MIDI-Clock), MPC40, Kaossilator, dem brutal ausgefuchsten Multi-Sax-Live-Set von André Meisner mit 2 Sax-Mikros und einem ins Sax eingebohrten Tonabnehmer, Christian Finzels Pedalboards & Gitarren, wechselnden Gäst*innen und grandiosen Live Visuals von Visualitätenkabinett Erika. Es war die Zeit von Jean Paul Baguette, Mustermann und später Kreatur, dem Projekt, dem ich wohl die meisten Stunden in einem Jahr jemals gewidmet habe.
Dabei ging es André darum, an seinem Instrument, dem Saxophon, in der Tiefe und Breite die Grenzen der elektronischen und digitalen Möglichkeiten auszuloten, und dabei das höchstmögliche musikalische Potenzial in Komposition, Arrangement und Ausdruck zu nutzen. Wir programmierten detaillierte Effektketten, manipulierten mit Bome’s MIDI Translator, der den Mauszeiger auf Knopfdruck steuern konnte, und steuerten Ableton via iPad 2 und WLAN Netzwerk mit LEMUR und APC40, während der Bildschirm des Bühnenrechners mit einem langen VGA Kabel an den FOH gespiegelt wurde. Es waren neue Schnittstellen, um uns musikalisch auszudrücken.
Thowback Kreatur Release Konzert:
Throwback Making of Kreatur:
Jetzt bin ich endlich auf meiner ersten NIME Conference (NIME = New Interfaces for Musical Expression, Australien, Korea und Kanada waren immer zu weit), und relate am meisten zu diesen Projekten. Wenn ich den frischen Enthusiasmus der Musiker*innen hier sehe, und wie es doch immer wieder neu gelingt, Grenzen zu übertreten und zu erweitern, kann ich mich gut damit identifizieren, und im Kontext von VR, AR und KI spielt diese Szene für mich immer noch eine wichtige Rolle. Diese Themen haben mich hier natürlich am meisten interessiert (und auch eindeutig am meisten beeindruckt).
AI-Setups musizieren hier interaktiv durch Eingabe von z. B Gesang oder Klaviermelodien, und eine beeindruckende Anzahl an Projekten bietet neue Musiziererfahrungen mit selbstgebauten Instrumenten und präsentieren ihre begleitende Forschung. In Marta Rossis immersiver VR-Musik-Umgebung konnte ich die Intensität und Stimmung der Musik mit meinen Gehirnströmen steuern. Die Gehirnaktivität zu Faktoren wie Konzentration/Fokus, Aufregung und Entspannung wurde über Sensoren am Kopf gemessen, und wenn ich z. B. an anstrengende oder nervige Dinge und Personen gedacht habe, wurde die Musik unruhiger.
Ich nehme eine Menge mit. Viele Details und offene Fragen, vor allem, was meine eigenen Projekte betrifft. Wollen wir in 2025 einen Beitrag einreichen? Werden die VR und AI Entwicklungen noch den spürbar größeren Entwicklungssprung hervorrufen, der sich jetzt zumindest schon vorsichtig ankündigt? Und Utrecht hat mich erobert: Was für eine Stadt!! Hier noch ein paar Eindrücke:
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