In den letzten Wochen war ich zum Thema „Künstliche Intelligenz im Musikunterricht, an Musikschulen und in der Erwachsenenbildung“ unterwegs. Worum es dabei geht und was meine Triebfeder ist, dazu hier einige Gedanken.
Für das aktuelle TelevIZIon Magazin durfte ich einen ausführlicheren Artikel zum Thema schreiben, der hier abrufbar ist: https://www.researchgate.net/publication/386602925
Künstliche Intelligenz kann in musikalischer und sozialer Bildung spannende Potenziale zugänglich machen. Auf Tagungen, Fortbildungen und in Workshops begegne ich großen Sorgen davor, dass unsere Kinder immer weniger handgemachte Musik erleben, und generell den Bezug zur Natur und der äußeren Welt zunehmend verlieren. Nehmen Erfahrungen mit Natur durch den Wandel unserer (postdigitalen) Welt wirklich ab? Sicher verändern sie sich. Wir wandern mit der App, Kinder suchen Pokémons in Augmented-Reality-Apps im Park, am Strand oder im Wald, KI berechnet X-Goals beim Fußball, kennt den nächsten Song, den ich hören möchte, schlägt mir das nächste Wort vor, das ich schreiben könnte und kann mir helfen, Musik zu erfinden und zu produzieren. Die Welt verändert sich und das ist herausfordernd für uns alle. Aber die Welt ist nicht mehr nur analog, ebensowenig gibt es ein 100% digital, und ähnlich sieht es mit KI aus. Machine Learning, wie es mittlerweile oft genannt wird, also KI allein, kann sehr langweilig sein. Interessant wird es zwischen dem Schwarz Weiss Denken, zwischen Ablehnung und Early Adaption Enthusiasmus, wenn sich das Potenzial zusammen mit den Ideen der menschlichen Nutzenden entfacht.
Künstlerisch gestalterische Prozessen mit Text, Musik und Kunst und KI lassen etwas Neues geschehen, da entstehen zum Beispiel Impulse im Zusammenspiel mit einer (sokratischen) Gesprächspartnerin, da werden Strukturen und Inhalte vorgeschlagen, auf die wir selbst in der Gruppe nicht gekommen wären und die uns zum Weiterarbeiten inspirieren. Und im Bereich Musikproduktion entstehen neue, faszinierende Möglichkeiten. Plattformen wie suno oder udio sind längst im Mainstream angekommen. Komplette Songdemos (und neuerdings immer mehr) auf Knopfdruck. Simulationen der eigenen Stimme, Coverversionen und generierte Songs sind nun schon länger Megatrend. Einige Plattformen bieten aber auch kleinere Musikgestaltungs Häppchen. KIs generieren einzelne Patterns, Instrumentenspuren, Sounds, Beats, und können damit Begeisterung für das Kreieren und Gestalten entfachen.
Wenn wir mit KI Unterstützung in einen kreativen Flow kommen können, und auch wenn Kenntnisse, die uns fehlen, vielleicht erst einmal durch Generiertes aufgefüllt werden und danach zu mehr Wissenserwerb motivieren, kann der Einsatz von KI Sinn ergeben.
Dabei ist das menschliche Miteinander zentral, das merke ich gerade in meinen Workshops, Forschungsprojekten und Praxistests. Im sozialen Umfeld bewusst über die Möglichkeiten und Gefahren künstlicher Intelligenz zu sprechen, diese anhand eigener Praxiserfahrung zu diskutieren, zu zweifeln und zu entwickeln - das empfinde ich als inspirierend, hilfreich und gewinnbringend für einen selbstreflektierten Erwerb von AI Literacy.
Weitere Praxiseinblicke und Gedanken im Artikel oder in diesem Blogbeitrag.
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